Einblick in "meine" Geschichte...
Als Sudetendeutsche wird der 1945 größtenteils vertriebene deutschsprachige Bevölkerungsteil Böhmens, Mährens und Schlesiensbezeichnet. Dies betraf insbesondere die als Sudetenland bezeichneten Grenzgebiete der heutigen Tschechischen Republik, aber auch einige im Landesinneren gelegene Sprachinseln.[1] Als alternative Begriffe für den vergleichsweise jungen Begriff Sudetendeutsche werdenDeutschböhmen und Deutschmährer sowie Schlesier verwendet, seltener ist von Sudeten-Altösterreichern die Rede.
Die Vorfahren der Sudetendeutschen kolonisierten hauptsächlich im 12. und 13. Jahrhundert – im Zuge der deutschen Ostsiedlung aus Bayern, Franken, Obersachsen, Schlesien und Österreich kommend – vor allem die Grenzgebiete Böhmens und Mährens. Später zogen Einwanderer aus deutschsprachigen Gebieten in Folge der Hussitenkriege, Pestepidemien und des Dreißigjährigen Krieges in entvölkerte Landstriche Böhmens und Mährens. Weitere deutschsprachige Zuwanderer kamen im Rahmen der Binnenwanderung aus deutschsprachigen Regionen der Habsburgermonarchie nach Böhmen, Mähren und Schlesien.
In den böhmischen Ländern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie – und ab 1919 dem nordwestlichen Teil der Tschechoslowakei, dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, lebten entsprechend den Volkszählungen von 1910, 1921, 1930 und 1939 etwa 3,25 Millionen Deutsche (knapp ein Drittel mit leicht sinkender Tendenz) bei einer Gesamtbevölkerung von 1910 knapp zehn Millionen. Von den 3,63 Mio. Einwohnern der am 1. Oktober 1938 ins Deutsche Reich eingegliederten Gebiete waren etwa 2,9 Mio. Deutsche und etwa 700.000 Tschechen. Ein Teil des Territoriums wurde nicht Teil des am 14. April 1939 konstituierten Reichsgaues über das Sudetenland, sondern den GauenOberschlesien und Bayerische Ostmark sowie den Reichsgauen Oberdonau und Niederdonau zugeschlagen. Etwa 400.000 Deutschböhmen lebten im tschechischen Restgebiet, ab 15. März 1939 Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, davon 260.000 in Prag.
Anteile der Umgangssprachen nach der Volkszählung von 1910:
Kronland | Einwohner | Deutsch | Tschechisch | Polnisch |
---|---|---|---|---|
Böhmen [2] | 6,6 Mio. | 2,2 Mio. | 4,2 Mio. | |
Mähren [3] | 2.604.857 | 719.462 | 1.868.985 | |
Schlesien [4] | 756.949 | 332.301 | 183.938 | 239.953 |
Summe | 9.962.000 | 3.252.000 | 6.253.000 | 234 Tsd. |
Der Name „Sudetendeutsche“ (im Egerländer Dialekt Suaderer) wurde vereinzelt schon im 19. Jahrhundert benutzt und setzte sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem ab 1919 (d. h. nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Gründung der Tschechoslowakei) als Sammelbegriff für die über drei Millionen Deutschen in den böhmischen Ländern durch und ersetzte die bis dahin übliche Bezeichnung „Deutschböhmen”. Er beruht auf dem Begriff „Sudetští Nĕmci” (Sudeten-Deutsche) für den deutschen Bevölkerungsteil, den vor allem dieJungtschechen seit dem 19. Jahrhundert prägten.
Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ leitet sich letztendlich von Gebirgszug der Sudeten ab, der sich im Norden Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens auf 330 km Länge hinzieht. Mit den Sudetenländern (nicht zu verwechseln mit dem Begriff Sudetenland!) wurde in der Donaumonarchie das Gebiet umschrieben, auf dem sich heute im Wesentlichen die Tschechische Republik befindet, also Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien. Von den in den Sudetenländern lebenden Deutschen leitet sich wiederum der Begriff Sudetendeutsche ab, der somit auch Bevölkerungsgruppen umfasst, die nicht im Bereich des Gebirgszuges der Sudeten lebten, sondern beispielsweise im Böhmerwald oder Südmähren.
Nicht wenige „Sudetendeutsche“ wie etwa Peter Glotz (mit einem deutschen Vater und einer tschechischen Mutter) bezeichnen sich lieber alsDeutschböhmen, was besonders in Österreich neben Deutschmährern oder Schlesiern die seit jeher bevorzugte Bezeichnung ist. Bisweilen spricht man hier auch von deutschen Randlböhmen. Häufig wird der Begriff Sudetendeutsche von Personen gemieden, die sich gezielt von der Sudetendeutschen Landsmannschaft oder von den politischen Vorgängen im Zusammenhang mit der Sudetendeutschen Partei Ende der 1930er Jahre absetzen möchten und denen die Begriffe Deutschböhmen oderDeutschmährer politisch neutraler erscheinen. Auch die meisten Angehörigen der heutigen deutschen Minderheit in Tschechien bezeichnen sich nicht mehr als Sudetendeutsche. Andererseits verwendet auch die sozialdemokratisch eingestellte Seliger-Gemeinde auf ihrer Internetpräsenz die Eigenbezeichnung sudetendeutsch.[5]
Mittelalter und frühe Neuzeit [Bearbeiten]
Da „Sudetendeutsche“ ein zusammenfassender Oberbegriff für die Deutschen am Rande des Sudetengebirges – aber auch für die deutschen Bewohner hiervon weitab gelegener Regionen wie dem Böhmerwald oder Südmähren – ist, wird bei der Betrachtung der Siedlungsgeschichte zwischen den verschiedenen deutschen Volksgruppen unterschieden. Das Siedlungsgebiet verteilte sich geographisch auf dasBöhmerwaldgebiet, das Egerland, Nordböhmen, Ostböhmen, Mährisch Schlesien, Nordmähren und Südmähren. Außerdem gab es einige deutsche Sprachinseln wie den Schönhengstgau (siehe Bild) und deutsche Minderheiten in Städten mit vorwiegend tschechischsprachiger Bevölkerung. Stellvertretend wird hier zunächst die Siedlungsgeschichte Böhmens, des geschlossensten und größten Gebietes, betrachtet.
Vor der Völkerwanderungszeit war Böhmen von keltischen und germanischen Stämmen besiedelt. Mit der Völkerwanderung folgten slawischeStämme. Die deutsche Besiedlung Böhmens setzte vor allem zur Zeit des Frankenreiches und des böhmischen Herrschergeschlechts derPřemysliden ein. Spätestens mit der Herrschaft Karl IV. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen entstand eine kulturelle Dominanz der Deutschen. Die 1348 gegründete Prager Karls-Universität war die erste deutsche Universität, Johannes von Saazverfasste die wichtige Prosadichtung Der Ackermann aus Böhmen; deutsche Siedlungen, Ackerbau, Gewerbe und Kunst im Land wurden gefördert. Mit den Hussitenkriegen, die neben religiösen vor allem nationale Ursachen hatten, wurde der dominierende deutsche Einfluss verdrängt, es kam jedoch auch zu friedlichem tschechisch-deutschem Zusammenleben, beispielsweise unter dem Einfluss der Böhmischen Brüder. Während der Reformationszeit gab es auch Dorfgemeinschaften mit mehreren Konfessionen.
Die Glasindustrie nahm in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ihren Anfang in den böhmischen Waldgebieten.
Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges war von Gräueltaten und Opfern in der Bevölkerung geprägt; die Einwohnerzahl in Böhmen lag nach dem Krieg bei etwa einem Drittel gegenüber dem Beginn des Jahrhunderts.[6][7] Bis zur letzten ortsansässigen Generation immer noch gängige Schimpfwörter unter Deutschböhmen waren „Du Schwed’“ – das vernichtendste Verdikt überhaupt – oder „der elentige Krawat“, der „elende“Kroate, abgeleitet von der einschlägigen Soldateska, die das Land während dieser Zeit heimsuchte. Die anschließende Gegenreformationdurch die Habsburger förderte erneut die Neubesiedlung verödeter Gebiete durch Zuwanderer aus den benachbarten deutschen Grenzgebieten. Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, wenn auch die Freiheit des Einzelnen, der Bauernschaft und der Städte durch den herrschenden Absolutismus stark eingeschränkt war. Erst unter Maria Theresia und ihrem Sohn, Kaiser Josef II. besserte sich die Situation; die Einführung der Schulpflicht und die Aufhebung der Leibeigenschaft sind zwei Beispiele. Die deutsche Sprache war Verkehrs- und Bildungssprache, die Epoche der Aufklärung und der Weimarer Klassik im 18. Jahrhundert trugen ihren Teil zum verstärkten kulturellen Einfluss der deutschen Sprache nicht nur in Böhmen bei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sudetendeutsche
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